Vorschaukritik 1 – Die Fischer-Verlage und Carlsen
Die meisten Frühjahrs-Vorschauen 2014 sind verschickt. Zeit also, sie sich diesmal genauer (und vollständig) anzusehen. Welche Trends neben den buchbegleiteten Großereignissen des Jahres – dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren und der Fußball-WM – gibt es, was fällt ansonsten auf und welche Blüten treibt der Einfallsreichtum des Buchmarketings diesmal.
Fischer plus Sauerländer plus Duden/Meyers: Die vier bilden seit Januar 2013 unter dem Dach des S. Fischer-Verlages ein komplettes Kinderbuch-Vollprogramm. Trotzdem sollen sich die einzelnen Marken nebeneinander positionieren – das hatte zumindest S. Fischer-Geschäftsführer Jörg Bong formuliert: „Fischer wird weiterhin den Schwerpunkt Belletristik haben, Meyer das Sachbuch, Duden die Lese- und auch Wissensvermittlung und Sauerländer das Bilderbuch.“ Und jetzt, im Frühjahr 2014? Ist davon noch wenig zu sehen. Die Sauerländer-Spitzentitel sind erzählend, bevor 16 Seiten lang Die Kuh Liselotte grast, Bilderbücher gibt es auch bei KJB und dann startet auch noch eine echt innovative Serie: Die Fußball… ähhh -Kerle? –Schule am Meer? –Elfen? –Teufelskicker? Nein, sondern die Fußball-Haie. Von Andreas Schlüter und Irene Margil. Und wo? Als nicht zu schwere Lesekost bei Duden? Wegen der vielen Bilder bei Sauerländer? Nein, sondern weil erzählend bei KJB. Aha. Na dann, alles ist gut, solange du Hai bist. Der erste Weltkrieg findet im neuen Roman von John Boyne statt und in einer Anthologie mit Texten renommierter Kinder- und Jugendbuchautoren. Auch schön für den Sortimenter vor Ort: Die Palette by FJB. Die wird bei einer Abnahmemenge von 100 Exemplaren dringend empfohlen.
Carlsen dagegen baut seine vielen Marken konsequent aus und investiert in Aktivitäten um Carlsen drumherum (neuer Imprint Königskinder im Herbst 2014, E-Book-Imprints Instant Books und Impress, Taschenbuch-Kooperation mit Kosmos). Und im Frühjahr? Kämpft man sich im Katalog durch Baby Pixi und Pappenbücher, die Vorlesemaus und das KiKaninchen, lässt die wenigen bunten Kinderbücher links liegen, bis auf Seite 196 das erzählende Programm beginnt. Nicht mit Vampiren, die sind von gestern, sondern mit den Lux. Und Helden, die originellerweise Daemon Black heißen. Ähnliche Geisterfiguren erwarten den Leser auch im neuen Roman von Kai Meyer. Ansonsten wird viel fortgesetzt oder mit Mehrbändern begonnen. Der Einzeltitel? Hat es zunehmend schwer.
Im Taschenbuch findert die Fußball-Aktion statt, bekannte Titel für günstige 3,99 Euro. Auch die ersten Graphic Novels haben es nun hierher geschafft. Am anderen Ende im Taschenbuchprogramm stehen die deutschen Erstausgaben in Klappenbroschur, die, damit man sie nicht mit der Klappenbroschur aus dem regulären Programm verwechselt, Carlsen Choice heißen. Ob das eine gute Choice ist?