Anke zum Zweiten: Rechts vorbeigehoppelt

Wenn sich die Gelegenheit bietet, und Die neue Häschenschule von Anke Engelke ist eine, dann ist die einzig wahre Medienöffentlichkeit da. Die, wo das Motto „Kritischer Journalismus. Ohne „Haltung“. Ohne Belehrung. Ohne Ideologie.“ zuhause ist und nicht die lügenverbreitende Systempresse. Wie die des ehemaligen FOCUS-Büroleiters in Moskau und jetzt mit eigenem Kanal erfolgreichem Verschwörungsschwurbler Boris Reitschuster. Der hat für Kinderthemen einen Experten an der Hand: Kai Rebmann, der solche Themen zuspitzt in Titel wie „Massive Geschichtsklitterung in der „Sendung mit der Maus“ – Prinz sucht Prinz“, „Indiana Jones beschert Disney den nächsten Wokeness-Flop – Umerziehung im Kino gescheitert“ und „PETA will Verbot von Tieren in Karussells und Lego-Baukästen – Regenbogen und Sternschnuppen statt Pferden“.

Der Mann kennt sich aus, der ehemalige Bäckermeister betreibt hauptberuflich den RBS-Verlag, „Ihr Verlag für Bücher über biblische Prophetie, Endzeit, Politik und Zeitgeschehen, Ernährung.“ Da ist er bei der Häschenschule und den veganen Möhren ja genau der Richtige. Nur mit dem Motto seines Mentors Reitschuster kann er so gar nichts anfangen, sondern backt da sehr kleine Brötchen aus Unwissen, Nachplapperei, Unterstellungen und Falschinformation. Der Reihe nach aufgeräumt:

Sein Titel sagt gleich mal an, was Sache ist: „Anke Engelke hetzt in Kinderbuch gegen Bauern und Landwirtschaft – Verlag macht Druck.“ Aber da hat er in der SZ ja einen guten Vorreiter, wie man irgendwas zuspitzt, ohne genau zu wissen, worauf das beruht.

„Die Komikerin trat in die Fußstapfen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und versuchte sich als Kinderbuch-Autorin.“ Knapp vorbei, Robert Habeck war schon Kinderbuchautor, bevor er in die Politik ging, das hätte eine kurze Recherche problemlos ergeben, also hatte er sich nicht versucht, sondern es ist ihm auch gelungen.

Und anders als seine Artgenossen hat der Fuchs dem Fleisch abgeschworen und ernährt sich vollständig vegan, vorzugsweise von Karotten. Ganz so wie seine neuen Mitschüler und ganz so wie es Kindern offenbar vermittelt werden soll – vegan ist „in“, Fleisch ist so was von „out“.“ Mit viel Mühe schafft man das, dieses Detail der Geschichte ins Canivorenbashing zu drehen. Nur: Die Geschichte hätte sonst schlecht funktionieren können, wenn der Fuchs als Fleischfresser zwischen den Hasen sitzt. Aber soll damit hetzend vermittelt werden, dass vegan in und die Hasenkeule aus ist? Weiter geht’s:

„Der Bauer wird in der „Neuen Häschenschule“ als Umweltsau vorgestellt, der den lieben, langen Tag nichts Besseres zu tun haben soll, als Pestizide und ähnlichen Unrat über seine Felder zu versprühen.“ Der Bauer kommt, außer indirekt auf Schildern, auf denen Achtung Landwirtschaft! steht, gar nicht vor. Und in der Tat versprüht der konventionelle Bauer ja durchaus mal Pestizide oder bringt ähnlichen Unrat aufs Feld und trägt damit zum Artensterben bei. Wie heißt es beim BUND: „Pestizide sind eine große Gefahr für die Natur. Insekten-, Vögel- und Kleintierbestände gehen seit Jahren zurück, weil sie von den Chemikalien vergiftet werden und die Nahrungskette unterbrochen wird.“ Nein, das darf man natürlich einem Kleinnager wie dem Hasen nicht sagen und den Kindern auch nicht.

„Mit der durchaus vorhandenen Kritik konfrontiert, wäscht Engelke ihre Hände in einem „SZ“-Interview in Unschuld. Mit dem Inhalt, sprich der Darstellung der Bauern als notorische Bösewichte, will die Autorin nichts zu tun haben. Vielmehr habe es sich dabei um eine Vorgabe des Verlags gehandelt.“ Leider falsch, wenn man den Verlag mal gefragt hätte. So aber wird aus dem Interview unsauber und damit falsch zitiert und die verquere Aussage noch weiter überdreht, bis die Hetze rauskommt, die in der Überschrift versprochen wird. Weiter geht’s:

„Was sagt es über einen Autor aus, noch dazu vom Rang einer Anke Engelke, der sich derart in der eigenen künstlerischen Freiheit beschneiden lässt?“ Vorhin hat sie sich noch als Autorin versucht, nun ist sie schon einer von Rang, mit nur einem Buch, Geschlechtsumwandlung inklusive. So schnell geht’s.

„Was sagt es über einen Verlag aus, der seinen Autoren derartige Daumenschrauben anlegt?“ Tja, aus falsch verstanden und zitiert wird plötzlich eine seine Autor:innen malträtierende Gehirnwäsche-Troll-Fabrik.

„Und vor allem: Müssen Autoren künftig fürchten, nicht mehr veröffentlicht zu werden, wenn sie nicht den „richtigen“ Stoff liefern?“ Zum Abschluss kommt noch die drohende Zensur-Keule hinterher, kleiner geht es nicht. Und was ist mit „richtiger“ Stoff gemeint? Wer über Wurst schreibt und Glyphosat-Bauern liebhat? Ist das also der kritische Journalismus ohne Haltung, ohne Belehrung und ohne Ideologie? Tja.

P.S.: Wer glaubt, das sei alles nur ein belangloses Randphänomen: Der Artikel hat aktuell (22.2.2024) 307 Kommentare.