Neu im Herbst: Magellan und Königskinder
Der Bücherherbst kommt, und mit ihm zwei neue Gesichter: ein bunter, knubbeliger Wal namens Magellan und eine güldene Königskrone für Königskinder.
Die startet nicht einfach so mit einem Programm, nein, sondern mit einer „Ouvertüre“. Zusammen mit der reduzierten Gestaltung der Vorschau, die ganz in schwarzweißgold wg. Krone gehalten ist, geht es hier um eine konzertante Aufführung, eine Komposition, um E statt U und nicht für Kinder, trotz anders lautendem Namen. Die Buchouvertüre ist für bildungsaffine Jugendlichen und für Buchhändler, die solche Jugendliche kennen. Nett sind einige Ideen wie „ein Wort > ein Satz > ein Buch“, um im Inhaltsverzeichnis den jeweiligen Titel zu charakterisieren. Alles wirkt gestalterisch aus einem Guss, Suse Kopp als Grafikerin sei Dank, aber durch die gewollte Farbreduktion (sind die Titel in echt wirklich nur schwarzweißgold?) auch reichlich ambitioniert. Dazu ein klassisches anglophiles Einkaufsprogramm, viermal USA, einmal Australien, einmal Neuseeland, und als sichere Bank im Programm der neue Roman von Andreas Steinhöfel. Der den Rest einfach mitzieht, falls sich die neue Kate de Goldi nicht so verkaufen sollte. Offen bleibt, warum diese Titel nun nicht mehr bei Carlsen erscheinen, sondern sich als Königskinder fühlen dürfen. Bis auf die Erklärung, dass das die Entscheidung der Verlagsleiterin Barbara König sei, will kein Grund so recht einleuchten.
Fishing for Compliments dagegen auf dem Magellan-Vorschau-Vorsatz-Papier: „Ohne New-York-Times-Bestseller-Hinweise, ohne Bücherstapel-Abbildungen, ohne Social-Media-Tamtam, ohne Schnickschnack!“ verspricht schlitzohrig das Team um Ralf Rebscher, ehemals Vertriebsleiter bei Loewe, und damit eine wohlkalkulierte Rückkehr zum Wesentlichen des Büchermachend – Geschichten! Bilder! Naja. Dafür gibt es Grußwort-Glückwünsche satt von Journalisten, Verlegern und Agenten. Auf Bücherstapel als Hinweis auf verkaufsstarke Spitzentitel lässt sich einfach verzichten, weil keine Spitzentitel in der Vorschau hervorgehoben werden und stattdessen jedem Titel und jedem Autor/Illustrator mit einer Doppelseite der gleiche Platz eingeräumt wird. Dass so gar keine Werbematerialen für den Handel gezeigt oder Hinweise auf „Wir werben in …“ gegeben werden, erscheint noch nicht eindeutig als vorteilhaft. Und die Verweigerung der New-York-Times-Bestsellerliste wird ein wenig konterkariert mit Hinweisen auf „Children’s Book of the Week“ in „The Times“ bei einer Übersetzung aus dem Englischen (was, um Himmels Willen, sagt uns an dieser Stelle auch die Zeitschrift „Creative Steps“? die dieses Buch „zum Brüllen komisch“ findet?) und einem längeren Zitat aus der, ja, doch „The New York Times“ zu Kathi Appelts „Lang lebe der Zuckerkönig“.
Aber das sind Kleinigkeiten, denn die Mischung stimmt ansonsten für ein Startprogramm. Mit Eva Schöffmann-Davidov und Annabelle von Sperber sind bekannte Namen unter den Bilderbuchmacherinnen, im Kinderbuch herrscht zwar ein Überhang an Lizenzen aus dem englischen Sprachraum, dafür stehen im Jugendbuch genau entgegengesetzt fünf Originalausgaben einer Übersetzung gegenüber. Die Covergestaltung wirkt frisch und weitaus wendiger, als ein Wal als Verlagssymbol nahelegt. Dann soll er mal tief Luft holen und losschwimmen!