Diane und Mariah – Ein Weihnachtsmärchen

Mariah: Diane! Wie freue ich mich, dich zu sehen!

Diane: Mariah, und ich erst!

M: Du, so eine berühmte Schauspielerin, ich bin überwältigt!

D: Und du, ein Weltstar, wie großartig!

M: Aber was machst du hier, Diane? Ich dachte, du verbringst die meiste Zeit auf deinem Anwesen in Südafrika, mit diesem Park?

D: Welchem Park?

M: Na, den Kruger Nationalpark. Ist das nicht deiner?

D: Nein, so was kann ich mir nicht leisten, also noch nicht. Aber du, bist du nicht total beschäftigt mit deinen vielen Unternehmen?

M: Welchen Unternehmen?

D: Na, deinen Cash & Carey-Märkten.

M: Oh, die gehören gar nicht mir, noch nicht. Aber wenn du sagst, noch nicht, hast du ein großartiges Filmangebot, dass du dir das bald leisten kannst?

D: Nein, keinen Film, aber ein Buch! Und wie ist es bei dir, hast du ein großartiges Engagement in Vegas, dass dir die Märkte bald gehören?

M: Nein, keine Engagements, aber auch ein Buch, na sowas! Aber du zuerst: Was hast du denn geschrieben?

D: Ein Bilderbuch, total süß. Über ein Mädchen, das einen ungewöhnlichen Namen hat. Diane.

M: Diane, das ist ja dein Name!

D: Ja, es handelt von mir. Von einem Kind, das schäbige Klamotten anhatte und lieber in seinen Geschichten lebte als mit den anderen Kindern zu spielen. Denn die machten sich über ihren Namen lustig, weil der so gar nicht deutsch klang und sich auf Banane reimte. Aber eigentlich war es der Name einer mächtigen Göttin. Und so habe ich entdeckt, wie einzigartig ich doch bin. Und wovon handelt dein Buch?

M: Du wirst es nicht glauben, es ist auch ein Bilderbuch! Über ein Mädchen, das von allen gehänselt wird und Mariah heißt. Das in einer alten windschiefen Hütte mit ihrer opernsingenden Mutter und einem fiesen Papagei wohnt und nur wenige, schäbige Anziehsachen hat und wildabsehende, borstige Haare.

D: Das ist ja dein Name!

M: Ja, es handelt von mir. Von meiner traurigen Kindheit und wie mich dann die Schmetterlingsfeenkönigin für meine unvergleichlichen Lieder, die aus ehrlichem und reinem Herzen kommen, zur Weihnachtsprinzessin ernennt. Und dann singe ich am Ende einen meiner größten Hits, All I want for Christmas is You!

D: Also auch, dass du ein besonderes und einzigartiges Kind bist! Und alle Kinder da draußen auch!

M: Ja. Obwohl ich eigentlich etwas ganz anderes schreiben wollte. Aber die im Verlag haben gesagt, dass so eine Botschaft besonders gut ankommt. Wie diese Bücher von diesem japanischen Motorradhersteller. Wie heißt der noch gleich, Suzuki?

D: Ich weiß, wen du meinst, Kori Yamaha.

M: Nein, jetzt hab ich’s. Kobi Yamada.

D: Stimmt. Das hat mir mein Verlag auch gesagt. Ich wollte nämlich eigentlich auch etwas ganz anderes schreiben. Egal. Wichtig ist doch unsere Botschaft. Du musst nur an deine Fähigkeiten glauben, und schon wirst du so erfolgreich wie wir!

M: Genau, und diese Botschaft trage ich hinaus in die Welt! Zu den vielen Millionen Kinder, die darauf warten!

D: Und wir zeihen jetzt von Stadt zu Stadt und verkünden diese frohe Botschaft!

M: Es wird phantastisch! Meine Managerin organisiert gerade meine Lesungen. Wenn ich dann von oben auf einem von 10 zahmen Kaiserpinguinen gezogenen Schlitten auf die Bühne schwebe und in diese 20.000 freudig erregten Kindergesichter schaue, das wird überwältigend. Dann lese ich die ersten Seiten, neben mir meine Tänzerinnen und Tänzer, sehr weihnachtlich gekleidet, die Frauen in dunkelroten Hotpants, die Jungs in schneeweißen Leggins, und danach verschwinde ich hinter meinem mit Rentieren bedruckten Paravent und schlüpfte in meinen hautengen Grinch-Jumpsuit, während die Tänzerinnen und Tänzer die magische Szene im Wald nachstellen. Ich bekomme jetzt schon Gänsehaut. Und du?

D: Ich sehe mich schon in einem wunderschönen Kleid beim Astrid Lindgren Memorial Award über den roten Teppich schweben, die schwedische Königin überreicht mir eine von den bedeutendsten Illustratorinnen und Illustratoren Schwedens gestaltete Urkunde und den Scheck, den ich gleich weiterreiche für soziale Projekte, denn ich bin ja eine ganz ohne Allüren und bodenständig, weißt du? Es wird unglaublich!

M: Hast du eigentlich Kinder?

D: Ja eins.

M: Das hat bestimmt auch so einen besonderen Namen wie du?

D: Ja, Nova Tennessee. Wie Nova, der hellste Stern am Himmel und Tennessee, wo die geheimnisvollen Berge stehen und wir die Geburt erwartet haben.

M: Wirklich?

D: Naja, eigentlich nicht. Ich habe damals immer einen Old Tennessee getrunken, bevor er, aber egal. Und du, hast du auch Kinder?

M: Ich habe zwei, Zwillinge. Monroe und Morroccan Scott.

D: Auch sehr schöne Namen, die bestimmt eine Geschichte haben.

M: Ja, wie meiner. Ich heiße ja auch Mariah, weil meine Mutter mich nach dem Song They Call the Wind Mariah benannt hat.

D: Wirklich?

M: Naja, eigentlich nicht. Mein Vater hat damals in der frühen Schwangerschaft meiner Mutter immer durchs Haus hinterhergerufen, Ma, reiher nicht wieder neben die Schüssel! Aber egal.

D: Na dann, ich muss los, Troja wieder aufbauen. So heißt die Freundin meiner Tochter.

M: Na ja, und ich muss los, meinen Jack Russell Terrier wieder von der Hot Stone Massage und seinem Reiki abholen lassen. Tschüssikowski, Diane!

D: Tschau mit au, Mariah!

 

Bibliografie:

Mariah Carey/Michaela Angela Davis/Fuuji Takashi (Illu.): Die Weihnachtsprinzessin. Aus dem Amerikanischen von Nadine Mannchen. Sauerländer 2022, 48 S., 15,-, ab 4

Diane Kruger/Christa Unzner (Illu.): Dein Name. Minedition 2022, 48 S., 18,-, ab 4