„Goethe war schwul!“

„Hallo, mein Name ist Ralf, ich bin Literaturwissenschaftler, Germanist und habe eine eigene Praxis. In den vergangenen Wochen des Lockdowns wurde mein Unbehagen gegenüber der Meinungsdiktatur der Mainstream-Wissenschaft immer größer. Von oben wird verfügt, bestimmt, vorgegeben, wie wir zu denken und zu lesen haben. Das konnte und wollte ich so nicht mehr hinnehmen, deshalb habe ich die Partei Wahrheit 2020 gegründet. Damit die Wahrheit ans Licht kommt. Denn ich habe recherchiert. Und eins und eins zusammengezählt. Denn es ist so: Johann Wolfgang von Goethe war schwul. Wussten Sie nicht, oder? Na klar, weil alle, die das behaupten und beweisen, von der Staatswissenschaft mundtot gemacht wurden und werden. Ich aber kenne die Fakten. Goethe als Frauenheld? Alles nur Tarnung. Wie bei den Profifußballern auch. Die tun so, als hätten sie Freundinnen oder Frauen, nur damit ja keiner merkt, dass sie andersrum sind. Da war Goethe Vorreiter. Fangen Sie doch mit den Fakten an, der Hauslehrer bei den Goethes. Da lag nicht nur einmal die Hand auf Johanns Oberschenkel und wer weiß noch wo. Die Mainstream-Germanisten behaupten natürlich, er hätte später dann mit seiner Frau Christiane fünf Kinder gehabt. Mal ehrlich, gab es dazu je einen Vaterschaftstest? Kennen Sie einen? Ich nicht. Dann seine vielen Reisen. War er wirklich immer vor Ort gewesen, wenn wir die fünf Zeugungstermine einfach mal von der Geburt zurückrechnen? Sehen Sie.

Oder diese enge Verbindung zu Johann Peter Eckermann. Einen deutlicheren Hinweis als in Wikipedia können Sie doch gar nicht finden. Da steht: „Er wurde jedoch nicht, wie noch jahrzehntelang auf der Gedenktafel am Weimarer Eckermann-Haus in der Brauhausgasse zu lesen war, Goethes Sekretär. Vielmehr befand er sich in einem unverbindlichen Gefälligkeitsverhältnis zu ihm.“ Was denken sie denn, was das für Gefälligkeiten waren? Mal ’ne Tasse Tee holen? Ich bitte Sie! Denn bei den langen Gesprächen knisterte es doch nicht nur intellektuell, sondern auch zwischenmenschlich. Über solche Realitäten müssen wir ganz offen reden und uns nicht einer Meinungsdiktatur der sogenannten Goethe-Forschung unterwerfen. Es ist allerhöchste Zeit.

Und die Literaturwissenschaft hält noch so viele wichtige Erkenntnisse unter Verschluss, die ich jetzt öffentlich machen werden, in meiner Partei Wahrheit 2020. Wussten Sie, dass Walter von der Vogelweide der Erfinder des Meisenknödels war? Sehen Sie. Oder das Martin Walser, obwohl er das Buch „Das fliehende Pferd“ geschrieben hat, gar nicht reiten konnte? Ha! Deshalb rufe ich die Germanisten an den Hochschulen Deutschlands auf – legen Sie Ihre Professuren nieder, werden Sie Mitglied meiner Partei und folgen Sie der Wahrheit 2020. Denn es gibt nur eine Wahrheit. Meine.“

#stayathome hat dazu geführt, dass wir alle die Verbreitung des Corona-Virus verlangsamen konnten. #stayathome hat aber auch dazu geführt, dass irrlichternde Menschen noch irrlichternder wurden. Xavier „ich kenne nichts“ Naidoo hat sich in seinem Auto in Quarantäne begeben und murmelt auf Instagram verstörend-verschwörerische Botschaften. Porsche-Veganer Atilla Hildmann bruzzelt aktuell keine fleischlosen Burger mehr, sondern führt in Berlin jetzt die Untergrundbewegung „Der leuchtende Salat“ an, bewaffnet bis an die Zähne und mit martialischen Botschaften auf seinen Social Media-Kanälen. Und dann Dr. Bodo Schiffmann, HNO-Arzt mit Schwindelpraxis in Sinzheim und Gründer der Partei Wiederstand 2020. Der in echter oder gespielter Naivität Impfgegner wie Identitäre, Umvolkungswarner und Islamfeinde dazu einlädt, gegen die vermeintliche Corona-Diktatur und Zwangsimpfungen der Regierung zu kämpfen. Demonstrationen organisiert. Aktive Politiker*innen zum Eintritt auffordert. Das ist alles zum Kotzen. Aber das unzählige Menschen denen auch noch Beifall klatschen, zustimmende Emojis unter die kruden Postings pinnen und allein schon den Begriff Solidarität als links-grün-versifft ansehen, macht wütend.