Buchmessenrückblick Teil 2 – Wie super ist das SuperBuch?
Im Herbst 2015 startete Carlsen die Reihe LeYo! als eine Kombination aus Buch und App und Augmented Reality-Anwendung. Eine erfolgversprechende Idee vor allem von Medienunternehmen, die noch Papier verwenden. Denn Augmented Reality in der vorgestellten Form braucht eine gedruckte Vorlage, um sie zu scannen und mit digitalen Inhalten verbinden zu können.
Dann fiept, spricht, bewegt sich etwas auf dem Second Screen von Handy oder Tablet, was im Buch statisch wirkt. In Mein Atlas zum Beispiel fahren Schiffe auf dem Ozean, hört man in Australien ein Digeridoo und kann sich die Begleittexte vorlesen lassen. Schiere Begeisterung löste dieses Konzept im Buchhandel noch nicht aus, die Technik war nicht immer auf der Höhe, man brauchte eine ruhige Hand (und das Kind ein teures Hilfsgerät) und erklärungsbedürftig ist solcher Elektronikschnickschnack für Buchgeschenkkäufer natürlich auch.
Doch der Technik Augmented Reality wohnt eine ungebrochen hohe Faszination inne. Der nächste, der mit einem AR-Projekt auf Buchhändler und Kinder losstürmt, ist Till Weitendorf an der Spitze des Oetinger-TigerBooks-Imperiums. Das ganze nennt sich SuperBuch, startet im Frühjahr 2016 und hat einen sichtbar anderen Ansatz: Keine neuen Bücher sind Grundlage, sondern erfolgreiche Backlist-Titel aus kooperierenden Verlagen, zum Beispiel Der Regenbogenfisch von Marcus Pfister (NordSüd) und Janosch mit Oh wie schön ist Panama (Beltz & Gelberg) und Pettersson und Findus: Findus zieht um von Sven Nordquist (Oetinger).
Das heißt, hier sind es Bilderbücher, die super werden. Und zwar „Jedes SuperBuch bietet neben atmosphärischen Sounds und professionellen Vorlesern eine Vielzahl pädagogisch wertvoller (Lern-)Spiele, witzige Animationen und tolle, noch nie dagewesene 3D-Effekte.“ Klar, wo sollen die tollen 3D-Effekte in einem Buch auch herkommen. Wobei die meisten Bilderbuchleser bislang noch nicht über fehlende 3D-Animationen in Büchern geklagt hätten.
Doch wie kommt das SuperBuch zum Leser? Natürlich durch den begeisterten Buchhändler. Denn für den ist dieser Super-Effekt vollkommen kostenlos. Sprich: Das normale Buch ohne Aufkleber kostet genausoviel wie das mit. Dafür profitiert er von einem Handelsetat von 200.000 Euro mit 15 Millionen Kontakten über Ströer Infoscreen und Social Media-Kampagnen. Sprich: Der Kundendruck soll den Buchhändler zur Herausgabe der SuperBücher zwingen. Denn er selbst hat ja wenig davon, ob er das Buch mit oder ohne Augmented Reality verkauft.
Und die Verlage? Müssen den technischen Aufwand natürlich trotzdem finanzieren, allerdings nicht auf dem Rücken der Käufer, sondern dem eigenen. Das bedeutet, sie tragen die Kosten für die Augmented Reality-Anwendungen, zusätzlich zum Werbebudget.
Damit sollen im übrigen „komplett neue Käufergruppen“ erreicht werden, sagt der Verkaufsfolder von SuperBuch. Wer auch immer das sein soll, der da ihm völlig unbekannte Läden stürmt, weil es nun endlich Bücher mit 3D-Effekten gibt.
Trotz aller Skepsis, man kann es ja mal versuchen. Auch wenn in diesem Falle der Satz Versuchen kostet nichts nicht stimmt. Zumindest nicht für die beteiligten Verlage.