Wie damals der Deutsche Kinderbuchpreis entstand

Wie könnte das gewesen sein, als sich bei der Firma, nennen wir sie mal Timecargo, jemand den Deutschen Kinderbuchpreis ausgedacht hat? Vielleicht so:

Oleander S.: Boah, habe ich heute eine miese Laune.

Assistentin: Mmmh, haben Sie die nicht jeden Tag?

Oleander: Heute besonders. Immer diese Anrufe von diesen kleinen Drecksverlagen. Wir wollen unser Geld, wir wollen unser Geld, mimimi, immer die gleiche Leier.

Assistentin: Aber wenn die …

Oleander: Gerade diese unabhängigen Kleinverlage. Alles so Überengagierte. Huhu, wir sind ein wichtiger kleiner Verlag. Treffen hier, Treffen da. Netzwerken ist ja soooooo wichtig. und dann zwei Bühcer pro Woche verkaufen.

Assistentin: Ja?

Oleander: Wissen Sie was, wir zahlen einfach mal nicht, aus Prinzip. Und gehen auch nicht ans Telefon, wenn die anrufen. Und schon gar nicht reagieren wir auf E-Mails.  Aber bei so ein paar, da zahlen wir sofort. Wetten, das gibt eine richtige Keilerei? Warum der, warum ich nicht? Buhu, Verrat, was soll das? Muss ich meinen Anwalt anrufen? Ich merk‘ schon, das wird herrlich. Also, geben Sie das an die Buchhaltung weiter.

Assistentin: Mach ich.

Oleander: Schlimmer sind ja nur noch diese kleinen Buchhandlungen. Mit diesen aufgekratzten Wollsocken tragenden Buchhändlerinnen. Schrecklich. Denen geb‘ ich’s. Gleich mal diese erwartete Normalität aufbrechen von wegen heute bestellt, morgen geliefert. Immer mal ein Buch auf die Kanten fallen lassen, hoppla, oder erst gar nicht mitliefern, aber schon abkassieren und immer direkt Rechnungen ausstellen. Bei denen gehen wir auch nicht ans Telefon.

Assistentin: Auch an die Buchhaltung weitergeben?

Oleander: Ja. Boah und diese Kleckerbeträge. Wissen die denn nicht, was so ein Verteilzentrum auf dem Mond kostet? Das finanziert sich doch nicht von allein. Warten Sie mal. (ruft laut ins gegenüberliegende Büro) Wolfi, ich hab Adler gekauft!

Männliche Stimme aus dem Off: Adler? Was sollen wir denn damit?

Oleander: War günstig.

Stimme: Was hat der denn für eine zugelassene Flugzuladung? Was kriegen wir da drauf?

Oleander: Nicht den mit den Federn, ich meine diese Modekette.

Stimme: Ach so. Ja wenn du die wieder zum Fliegen bringst.

Oleander: Wenn nicht, dann verkaufen wir die an die Chinesen.

Stimme: Oder dem doofen Röther vom Modeparka. Der nimmt doch jede abgehalfterte Marke.

Oleander: Modepark, nicht Parka! So machen wir’s! Und weiter jetzt.

Assistentin: Gut, die Buchhändlerinnen zur Weißglut bringen, ist notiert.

Oleander: Sehr gut. Aber die allerschlimmsten sind ja diese Kinderbuchmenschen. Bussi hier, Bussi da, alle so wichtig und herzensgut und so tolle Projekte, das geht mir sowas von auf den Zeiger.

Assistentin: Versteh ich.

Oleander: Aber mal laut gedacht, wenn wir da eine Stiftung gründen und einen Preis ausloben, und mit dem so einen massiven Keil in diese Harmonieblase rammen, das würde mir gefallen.

Assistentin: Wie soll das denn funktionieren?

Oleander: Der Preis ist für Bücher von 4 bis 8 Jahren. Hab‘ ich mir gerade so ausgedacht. Keine Bilderbücher. Sondern Bücher zum Lesen und Vorlesen. Da sehe ich doch jetzt schon die leeren Gesichter dieser Verlagsheidis und Buchhandelsunken. Hä? Was ist das denn für eine Altersspanne? So machen wir das aber nicht in unserer Vorschau und in unserem Regal, huhuhu.

Assistentin: Ja, verstanden, größtmögliches Chaos stiften.

Oleander: Genau. Und dann geht die gesamte Preissumme nur an eine Autorin oder einen Autor. Und die Illustratorinnen schauen in die Röhre! Das gefällt mir. Das gefällt mir richtig gut.

Assistentin: Aber bei den Büchern für die Kleinen sind Bilder schon auch sehr wichtig.

Oleander: Mir doch egal. Ha! Ich seh‘ sie schon genau vor mir, die Illustratorin in der ersten Reihe, mit verkniffenem Gesicht, wenn die Autorin aufgerufen wird und im Geldregen steht, und sie kriegt nix.

Assistentin: Und der Preis ist wie hoch?

Oleander: Sagen wir mal, damit es diesen Krickelkrackels so richtig die Brille von der Nase haut, sagen wir … 100.000 €! Und schon wird Neid und Missgunst diese Harmonieheuchlerinnen so richtig schön ins Schwitzen bringen. Ich freu mich jetzt schon. (klatscht in die Hände)

Assistentin: Großartig! Tullius Destructivus aus „Streit um Asterix“ ist ja ein Anfänger gegen Sie.

Oleander: Sehen Sie, Lesen bildet, das ist ja genau mein Ziel! So, und jetzt gründen Sie mal schnell eine Stiftung, damit wie loslegen können.

Assistentin: Schon dabei!

P.S.: Mittlerweile ist das Preisgeld etwas anders aufgeteilt. Die Gewinnerin erhält nur noch 50.000 € genau nach dem Prinzip „The winner takes it all“, dafür gibt es einen Sonderpreis in Höhe von 10.000 € für Illustration. Wie die – in der Regel – Buchpärchen aus Autor:in und Illustrator:in das aufteilen, ob und wie, das bleibt weiterhin ihnen überlassen.