Drunter und drueberreuter – Ein Kinderbuchverlag nicht nur auf Heimatsuche

ueberreuter hausHohe Berge hat’s in Österreich, aber Kinderbuchverlage? Ergeben aufeinandergestapelt nicht mehr als einen Skihügel für Anfänger, nachdem Ueberreuter im März 2012 von Wien nach Berlin umgezogen ist. Davor führte das Wiener Verlagshaus ein fröhliches „einer raus, einer rein, nächster sein“ mit unkaputtbaren Kinderbuch-Managern wie Mathias Berg und am Ende dann Klaus Kämpfe-Burghardt auf. Mal tat sich sichtbar wenig (wenig), mal mehr (Logo, Cover, Programmausrichtung, Adresse) – am Ende hat aber alles nicht gefruchtet. Das Programm, inklusive der ehemaligen Aufbau-Kinder- und Jugendbücher, blieb auch nach dem Neuanfang in Deutschlands Hauptstadt beliebig. Allein mit der Reihe „Detektivbüro LasseMaja“ ist der Verlag erfolgreich, und das ausgerechnet im Erstlesebereich, der ansonsten so gar nicht zur Kernkompetenz gehörte und gehört. Trotzdem expandierte der Verlag im Personal, getreu dem Motto: Wem auf die Frage: „Wofür bracht man Ueberreuter?“ innerhalb von zwei Minuten eine halbwegs plausible Antwort einfällt, wird sofort eingestellt.

Der Eigentümer, die Salzer Holding in Wien, verkauft den Verlag nun an die G&G Verlagsgesellschaft in Wien, wirksam ab 1.1.2014. Das heißt wieder „einer raus, einer rein“, Klaus Kämpfe-Burghardt geht und Georg Glöckler von G&G wird Verleger und Geschäftsführer in Personalunion. Dessen bunter Lesezug aus Pretiosen vergangener Jahrzehnte mit starkem didaktischen Einschlag und Lesestufenfutter lässt in seiner aufgesetzten Buntheit eher einen im Hintergrund wirkenden Glööckler vermuten.

Dennoch soll alles so weiterlaufen wie bisher, „Ziel ist es, bei Beibehaltung der klaren Marken- und Programmprofile besonders die Standortstärken schwurbelschwurbelschwurbel …“, wie es in der Presseerklärung heißt. Das klingt nach durchsichtiger Beschwichtigung. Denn um Ueberreuter wieder in Schwung zu bringen, braucht es weit mehr als die beiden G&G-Buchhelden Tom Turbo und Fritz Blitz. Es fehlt vor allem am klaren Marken- und Programmprofil. Etwas, wofür Ueberreuter steht, nachdem man den Fantasy-Bereich rund um Wolfgang Hohlbein eliminiert hat, obwohl zeitgleich andere Verlage genau in diesen Bereich investiert haben, Stichwort All Age. Oder ein großer Bucherfolg. Doch nach dem sieht es auch im Frühjahr 2014 nicht aus. Schade. Also wird es bei Ueberreuter auch zukünftig so weitergehen: drunter und drueber.

P.S.: Apropos Frühjahr: Ab dem kommenden Wochenende starte ich mit der neuen Vorschaukritik. Fußball, erster Weltkrieg, neue Reihen – es wird spannend.