Die Vorschaukritik Herbst 2013 – Teil 1 von A bis C

Bild Vorschau kleinSchön, dass sich der Mai 2013 so anfühlt wie November: So lassen sich wenigstens die Weihnachtsengel und Nikoläuse der Herbstprogramme besser ertragen. Aber was gibt es sonst an Neuigkeiten? An Auffälligkeiten? Wohin entwickeln sich die Programme? Die Vorschaukritik gibt einen ersten Ausblick.

A wie Aladin: Klaus Humanns Wunderlampe hat schon nach einem Programm nicht nur durch große Illustratorennamen wie Maurice Sendak oder Peter Sis, sondern vor allem durch die Idee der günstigen und vielfältigen Bilderbücherei gepunktet. Vier neue Titel von Illustratorinnen wie Regina Kehn und Jutta Bauer kommen nun dazu. Fast schon übermütig ist die Ankündigung des Spitzentitels, einer Nacherzählung der Grimmschen Märchen von Philip Pullmann, bebildert mit Skulpturen von Shaun Tan. Der 500-Seiten-Ziegel verschreckt durch einen finster-schwarzen Froschkönig auf dem Titel und kommt im Oktober sehr spät im Grimm-Jahr – ein riskanter Versuch.

A wie Arena: fehlt noch

A wie Ars Edition: Nach der Übernahme von Bloomsbury und mit dem neuen Imprint Bloomoon ist dieses Programm eine Einzelbetrachtung wert – die folgt.

B wie Baumhaus und Boje: Soviel Joachim Masannek war seit seinem Abgang vom Baumhaus-Verlag nicht mehr. Der Ball ist platt, jetzt müssen Rennwagen her. Das ist aber auch schon alles, was sich am Wilde-Kerle-Prinzip geändert hat. Ob das allein samt Filmankündigung nach all den eher schwachen Masannek-Versuchen reicht? Greg-Epigone gibt es ebenso wie ein Jungs-Mädchen-Wendebuch. Auch das Boje-Programm kann diesmal nicht ganz überzeugen. Oder liegt das nur an den Covern, die größtenteils etwas gestrig dahingeschlunzt daherkommen?

B wie Beltz & Gelberg: Nach dem Abschied von Jochen Gelberg rumpelte der Verlag ein paar Jahre führungsschwach daher. Doch mittlerweile ist er wieder dort, wofür er einstmals stand: als Verlag, der seine Autoren schätzt und fördert, der ein breites und trotzdem konturiertes Programm bietet und auf dessen Vorschau man sich Halbjahr für Halbjahr freut. Der Herbst enttäuscht nicht, das Niveau ist hoch und hat auch noch Platz für neues von Salah Naoura, Mirjam Pressler, und Bilder-Poster von Philip Waechter – nicht viele Verlage würden sowas überhaupt umsetzen. Dafür verkommt der Taschenbuchableger ausschließlich zur Verwertungsmaschine. Dabei bleiben die selbstgemachten spannenden Projekte auf der Strecke.

C wie Carlsen: Nett gesagt: Nach jahrelanger Dominanz auf den Bestsellerlisten atmet man bei Carlsen tief durch. Nicht ganz so nett gesagt: Vom goldenen Händchen für die ganz großen Erfolge ist gerade nicht viel zu sehen. Pixi, Conni, die Kindermarken – das alles funktioniert prächtig. Aber im erzählenden Programm macht nichts so richtig Appetit. Und mit Piratenabenteuern und einer modernen Aschenputtel-Adaption (natürlich mehrbändig), die die Los Angeles Times „Umwerfend“ findet, liegt die Zukunft eher in der Vergangenheit. Außerdem fällt auf, das Backlist und vergangene Toptitel jeder Rubrik nachgestellt sind und die Übersichtlichkeit im telefonbuchdicken Katalog stören. Ach ja, ein Jubiläum gibt es auch noch zu feiern: 60 Jahre Carlsen. Schön: Der stationäre Buchhandel kann 60 Veranstaltungen mit Carlsen-Autoren, Illustratoren und Comic-Zeichnern gewinnen. Nicht so schön: Die Jubiläumstitel sind wirr gemischt und altbekannt, und der Harry-Potter-Schuber ist zudem ziemlich unansehnlich geworden. Trotzdem alles Gute!

C wie Coppenrath: Wer dahinter nur Klimbim und bunten Nippes sieht und sich vom farbenfrohe Outfit von Verlagsleiter Wolfgang Hölker blenden lässt, unterschätzt das literarische Programm. Seit Renate Herres Engagement spielt man im Kinderbuch wie im Jugendbuch ordentlich mit. Die Dystopie Gelöscht hechelt zwar dem Trend hinterher, auch die Aussicht auf eine etwaige Verfilmung taugt wenig als Reinverkaufsargument, aber das Marketing wird‘s schon retten. Dafür nervt die Floskel „Atmosphärisch dicht erzählt“ für alles, was nicht lustig ist und bei Lizenzen die Jubel-Zitate aus irgendwelchen Blogs und von wildfremden Lesern.