Der Glöcksbärchi aus Österreich

ResidentverlagJedes Jahr ein neuer Verlag. Getreu diesem Motto versammelt Georg Glöckler vom in Deutschland eher unbekannten Verlag G & G aus Wien namhafte österreichische Kinderbuchverlage unter seinem Dach. Am 1. Januar 2014 wanderten Ueberreuter und Annette Betz ins Glöcklersche Verlagsimperium, zum 1. Juni 2015 kommt das Nilpferd vom Residenz Verlag dazu. Da wächst zumindest in österreichischem Maßstab ein echter Kinderbucholigarch heran.

Das Nilpferd tat sich seit seiner Gründung 2001 schwer. Ist halt nicht so ein Kuscheltier, dieses matschige Monstrum. Ursprünglich beheimatet war das Nilpferd im Verlag des Niederösterreichischen Pressehauses. Mit der Übernahme des Residenz Verlages 2004 wechselte das Nilpferd dorthin. Offenbar keine ganz große Liebe beim Residenz-Team, denn mit der Begründung, dass sich „der Residenz Verlag wieder vermehrt auf seine ursprüngliche Kernkompetenz konzentrieren, die Sparten Literatur und Sachbuch“ solle, suchte das Pressehaus schon etwas länger nach einer neuen Verlagsheimat für seinen Kinderbuchableger. Der aber unbedingt in österreichischer Hand bleiben sollte. Und da führt an Georg Glöckler Einkaufskorb momentan offenbar kein Weg vorbei.

Ansonsten bleibt alles beim alten, heißt es beruhigend in der Pressemitteilung. Die Programmleiterin Cornelia Hladej wird von St. Pölten nach Wien umziehen und das Nilpferd „in bewährter Weise weiterführen“. Was so aber erst mal nicht nach Erfolgsgeschichte klingt. Wäre es wirklich so bewährt und ein lukrativer Programmbestandteil, hätte sich Residenz sicherlich nicht davon getrennt, trotz Kernkompetenzkonzentration.

Und G & G? Hat sich da echte Problembären ans Bein gebunden. Denn bei den Piefkes haben es Bücher und Verlage aus dem Nachbarland schwer. Was bei Christine Nöstlingers Jugendbüchern gerade noch so als charmante Austriazismen durchging und mittels Glossar erklärt wurde, erweist sich heute als Verkaufshindernis. Verlage wie Obelisk oder Tyrolia haben daran schwer zu knabbern. Und den nötigen Umsatz allein in Österreich schafft man nur mit Bundesförderung oder der Ausrichtung auf die Schule, siehe G & G.

Gerade Ueberreuter ist ein schwer zu sanierender Fall. Der Umzug nach Berlin und ein permanentes Gehen und vielfaches Kommen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat noch nicht zu einem klaren Profil geführt. Die Entwicklung im Fantasy- und All Age-Bereich hat man trotz Wolfgang-Hohlbein-Editionen komplett verschlafen und nun eingestellt. Das Bienensterben erwischte auch die Lesebiene als Erstlesereihe, ohne jeden Ersatz. Und nur LasseMaja allein wird es nicht wuppen. Das wäre ein erstes Ziel, mit Ueberreuter wieder konkurrenzfähig zu werden. Und dann beim Nilpferd zu den unzweifelhaft ambitionierten Buchprojekten auch Bücher zu machen, die über die Beachtung des Feuilletons oder beim österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis eine Rolle spielen. Aber vielleicht ist das Glöck ja bei Herrn Glöckler. Oder er kann es zumindest durch überzeugenden Programmstrukturen erzwingen.